Aktuelles aus der Arche Zürich

Tipps für Erwachsene, die Kinder und Jugendliche digital begleiten.

Geschrieben von Natascha Bisig | 11.08.2019

Die heutigen Kinder und Jugendlichen wachsen in einer digitalisierten Welt auf. Online-Medien sind in der Schule angekommen. Deshalb stand die diesjährige Weiterbildung für die Begleitpersonen der Arche Kinderbegleitung unter dem Titel «Nutzung digitaler Medien im Kindes- und Jugendalter». Quelle: www.zischtig.ch

Zwei Fachpersonen des Vereins zischtig.ch haben die Teilnehmenden für zwei Stunden in die digitale Welt der Kinder und Jugendlichen entführt und auch auf mögliche Gefahren aufmerksam gemacht. Wir haben einige Erkenntnisse zusammengetragen:

Fortnite begeistert, alle kennen es, viele spielen es. Es kann einen aber auch «reinziehen», als süchtig machend erlebt werden. Wie kann das Umfeld des Kindes erkennen, ob es süchtig ist?

  • «HALT» ist ein Ansatz, an dem man sich orientieren kann.
  • H für Hungry: Ist das Kind gierig? Hat es nur noch dieses Game im Kopf? Ist es vom Gamen nachhaltig besetzt?
  • A für Angry: Reagiert es verärgert oder gar aggressiv bei Medienentzug?
  • L für Lonely: Macht es noch oft ab? Oder beginnt es sich zu isolieren?
  • T für Tired: Ist es immer mal wieder müde? Spielt es vielleicht heimlich auch nachts?

Socialmedia-Plattformen wie Tik Tok, Instagram oder Snapchat schreiben eigentlich ein Mindestalter von 13 Jahren vor. Dennoch sind immer öfter schon Kinder der Unterstufe auf diesen sozialen Netzwerken anzutreffen. Weshalb ist es wichtig, die Altersbegrenzungen durchzusetzen?

  • Diese sind nicht «einfach so aus einem Gefühl heraus» vorgenommen. Wie bei Altersgrenzen für Nikotin oder Alkohol basieren diese auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.
  • Primarschüler können sich schlecht eine Vorstellung davon machen, wer bei Socialmedia-Plattformen alles mitmacht. In ihrer Wahrnehmung sind nur Kinder beteiligt.
  • Die meisten Primarschüler verstehen noch nicht, was mit dem hochgeladenen Material geschieht, wo es gespeichert ist und wie man im Falle von Schwierigkeiten vorgeht.
  • Das Erstellen von Beiträgen, das Warten auf Reaktionen und Likes lösen im Gehirn Dopaminstürme aus. Dies kann zur Sucht führen.

Erwachsene, die in ihrem Jugendalter ihr Sackgeld einst im Photoautomaten für einen Streifen von vier Schwarz-Weiss-Bildern verprasst haben, kennen die Faszination der Selbstinszenierung. Anders als damals landen die Bilder heute im Internet. Beliebte Apps sind Snapchat, Tik Tok oder Instagram. Es besteht die Gefahr von Cybergrooming. Wie können Kinder geschützt werden?

  • Sich genau über Plattformen informieren, die von den Kindern genutzt werden.
  • Kindern erklären, dass es im Internet Frauen und Männer gibt, die andere Menschen erpressen.
  • Kindern erklären, dass Menschen mit üblen Absichten durchaus intelligent, hübsch und geduldig sein können.
  • Will das Kind eine neue Community nutzen, die Anmeldung gemeinsam machen.
  • Dem Kind versichern, dass es mit Schwierigkeiten jederzeit kommen kann und dass man sich unaufgeregt um das Problem kümmert.
  • Mit dem Kind besprechen, dass es sich an Lehrpersonen oder das Schulsozialamt wenden darf.

Während der Primarschule werden Beziehungen zu Gleichaltrigen extrem wichtig. Vor allem müssen Kinder immer genauer herausfinden, wie sie zueinander stehen. Vieles wird im Quartier, im Verein oder auf dem Pausenplatz geklärt. Es ist aber ganz normal, dass die Kinder dazu auch die zeitgemässen Kommunikationsmittel nutzen. Logisch, dass die Kommunikation im Chat nicht auf Anhieb gelingt. Es kommt zu Missverständissen, Streit, Mobbing. Welche Grundlagen gilt es zu beachten?

  • Im Chat nie unangenehme Themen verhandeln.
  • Missverständnisse im Chat sind die Regel. Besser anrufen oder gleich offline, von Angesicht zu Angesicht klären.
  • Wird ein Kind blöd angeschrieben? Es soll eventuell zurückfragen, sonst ignorieren oder blockieren und Hilfe holen.

Aller guten Tipps zum Trotz kann es beim Chatten zu Grausamkeiten, Ausschlüssen, Mobbing und dem Versand unsittlicher Inhalte kommen. Folgendes ist zu beachten:

  • Das Kind ermahnen, wenn es in ungünstigen Gefühlszuständen chattet. Mit Wut im Bauch chattet es sich schlecht.
  • Dem Kind erklären, dass es jederzeit Hilfe holen kann. Hilfe holen ist nicht gleich Petzen.
  • Dem Kind erzählen, dass man für Mobbing, Drohungen oder den Versand von Pornographie bereits ab 10 Jahren bestraft werden kann.

Für vertiefte Informationen und Tipps verweisen wir gerne auf www.zischtig.ch.